1996: WIE DER BÄR AUF DEN HUND KAM
Mit ihrer dritten Plakette drückte Flavia Travaglini einmal mehr ihre Sorgen rund ums Städtchenleben
aus. Die vier Tiere, die auf dem Sujet aufeinander stehen, erinnern unweigerlich
an die Bremer Stadtmusikanten. In Büren läuft jedoch die Geschichte ganz anders ab als in
besagtem Märchen. Bei den Tieren handelt es sich denn auch nicht um einen Esel, einen
Hund, eine Katze und einen Hahn, sondern um einen Bär, ein Lama, einen Bücherwurm und
einen Frosch. Der tiefere Sinn hinter diesen vier Tieren lässt sich im Zusammenhang mit der
Entwicklung von Büren sehen. Zentraler Punkt, respektive zentrales Tier, das alle anderen
tragen sollte, ist der Bär. Dieser streckt jedoch alle Viere von sich, ist also mausetot. Für Büren
muss das tragisch sein, denn der Bär ist im Wappen verewigt und verkörpert normalerweise
Kraft. Mit andern Worten: Die Kraft, die vom Zentrum ausgeht, ist weg. Angesprochen wird
damit das langsame wirtschaftliche Aussterben des Städtchens. In diesem Sinne hat der
Bär eine Doppelfunktion. Angespielt wird nämlich auch auf das Hotel! Restaurant Bären, das
als wahrscheinlich grösster Gebäudekomplex des Städtchens seit Jahren geschlossen ist.
Rund ums Städtchen mögen vielleicht neue Dinge entstehen, zum Beispiel eine Lamafarm in
Reiben oder die Bibliothek, die vom Städtchen ins Schulhaus gezügelt wurde. Etwas anders
verhält es sich mit dem obersten der vier Tiere, dem Frosch. Mit seiner historischen Uniform
(analog der Stadtmusikuniform) verkörpert er denjenigen, der im Städtchen geblieben ist (die
Stadtmusik hält ihre Proben im Bärensaal ab). Doch der Frosch kann eben nur quaken, und
dies genügt längst nicht, um den Bär am Leben zu erhalten. Die 96-er Plakette ist somit als
Aufruf zu verstehen, im Städtchen mit allen Mitteln die Lebenskraft zu erhalten. Ob sich die
Geschichte der Bremer Stadtmusikanten wohl in Büren wiederholen kann?