1999: LIEBER MIT VOLLGAS LANDEN ALS IM LEERLAUF RÖHREN
Nachdem Büren 1998 ganz im Zeichen der Bauarbeiten (Ersatz der Wasserleitungen, Wiedereinbau
der Bsetzisteine) im Städtchen stand, überraschte es nicht, dass diese Begebenheit
Ausgangspunkt war für das Sujet der Nöijohrsplakette 1999. Flavia Travaglini gelang es dabei
einmal mehr, dem Thema eine ganz unkonventionelle Seite abzugewinnen. Dies wird in der
oberen Hälfte der Plakette ersichtlich. Das Wehklagen und Jammern der Städtchengeschäfte
über den entgangenen Umsatz hat sie zur Idee inspiriert, wie die Kunden ins Städtchen zurückgeholt
werden könnten. Fündig wurde sie bei der neuen Energie – dem Gas-, das Büren
demnächst erhalten soll. Da die Parkplätze rar sind, lässt Mann/Frau sich per Gas-Ballon
übers Städtchen tragen. Dieser Transport ist geräuschlos, platzsparend und erlaubt erst noch
einen wunderbaren Gesamtüberblick. Das «Röhren» wegen der Bauerei war damit reiner
Leerlauf. Mit Phantasie ist es möglich, sogar einer Ausnahmesituation, wie sie das Städtchen
zweifellos erlebte, etwas Positives abzugewinnen. Und diese positive Haltung zu entwickeln,
tut Not. Sichtbar wird dies in der unteren Hälfte des Bildes. Das Fundament, die Basis von
Büren, ist ein verwinkeltes , morsch und leck gewordenes Röhren- (oder Beziehungs) system,
das es zu ersetzen gilt. Diese verrotteten Rohre bilden auch den Schriftzug Büren. Somit ist
die Aussage der Plakette klar: alle sind gefordert, an einem neuen und geordneten System
für die Zukunft zu bauen. Die Anfänge dazu (dargestellt im neuen Muster der Bsetzisteine)
sind jedenfalls gemacht. Letztendlich ist es jedoch als eine Daueraufgabe anzusehen, immer
wieder «Steine» aneinander zu bauen (sprich: sich weiter zu entwickeln, aber geordnet), damit
dem System nicht das Schicksal des Bestehenden droht.