2001: Mir metzge üs im Usverchouf
Neben dem Dauerbrenner „Verkehr“ sorgte im laufenden Jahr vor allem der Verkauf von
Liegenschaften durch die Gemeinde zu kontroversen Diskussionen im Städtchen. Mit ihrer
achten Nöijohrs-Plakette setzt sich die Künstlerin Flavia Travaglini kritisch mit dieser Problematik
auseinander.
Auf ihre unvergleichliche Art bringt sie es unmissverständlich auf den Punkt: mit dem Verkauf
des Schlachthauses ist das Fuder eindeutig überladen worden. Auf dem Plakettenbild
wird dies durch einen viel zu schwachen Wagen und ein sich verdächtig über den Wagenrand
neigendes Schlachthaus zum Ausdruck gebracht. Kein Wunder, dass das Zugtier, ein
treublickendes Grauohr, sorgenvoll nach hinten schielt. Nicht nur der Wagen wiegt schwer,
sondern auch der schwere Sack auf dem Rücken. Was mag wohl darin sein? Noch zusätzliche
Altlasten? Damit wird auch eine weitere Aussage der Plakette klar: mit dem Verkauf der
Liegenschaften sind für die Gemeinde noch längst nicht alle Probleme gelöst, im Gegenteil,
es entstehen sogar neue, indem ja ungewiss ist, ob der Verkauf von Gebäuden nicht neues
Ungemach nach sich zieht.
Dass sich die Künstlerin – und dies dürfte keine Einzelmeinung sein – nicht gerade mit
diesem Ausverkauf des Städtchens anfreunden kann, zeigt sich im dampfenden Häufchen
hinter dem Karren. Das Ganze ist schlicht und einfach ein M…, das erst noch unangenehm
riecht. In diesem Sinne ruft sie mit der Plakette dazu auf, dass sich Gleiches in Zukunft nicht
wiederholen soll. Die Behörden, die im Eselsgewand auftreten, sollen das Städtchen nicht
verhökern, sondern kreative Lösungen – angedeutet durch die Schulutensilien – suchen. Das
scheibchenweise Abschneiden der Stedtlisubstanz ist nämlich ein Bumerang, vergleichbar
mit einer „Metzgete“ an uns, respektive dem Städtchenleben. Letztendlich sind daher alle
gefordert, dass in Büren nicht alles „Wurst“ ist, wie der Schriftzug auf der Plakette anzeigt.
Schliesslich hat ja der Souverän „J-A“ gesagt zu den Geschäften und muss sich dadurch
selber auch an der Nase, respektive den Ohren nehmen.