2002: Ou mir arte-plagiere
Bereits legt Flavia Travaglini ihre neunte Nöijohrsplakette von Büren vor. Sie hat darin die
Thematik der Expo 02 und der Arteplages aufgenommen und diese auf die Verhältnisse
von Büren projiziert. Auch Büren möchte ja bekanntlich ihren Teil zur Expo beitragen. Der
Ge-meinderat hat beschlossen, in der Ländte eine Expo-Fahne zu hissen und der Expo Parkplätze
zur Verfügung zu stellen. Die Plakette zeigt nun, dass an der Aare eine Arteplage entstanden
ist. Zwei Figuren geben sich auf dieser Plattform ein Stelldichein. Die eine stellt die
politische Behörde dar, die mit allen Mitteln versucht, den Expo-Virus zu verbreiten. Bei der
anderen Figur handelt es sich um den künftigen Betreiber des Restaurants „Schlachthaus“.
Für ihn ist die Expo ein wichtiges Geschäft. Darum macht die Gemeinde eben gemeinsame
Sache (sichtbar indem er die Schulter der Frauenfigur umfasst). Markant dargestellt wird auf
der Plakette aber auch der schräge (Schiffsanlege)-Pfosten in der Ländte. Und dieser Pfosten
ist der eigentliche Angelpunkt des ganzen Sujets. Die kritische Auseinandersetzung mit dem
Plakettenbild zeigt, dass neben der Expo auch viel anderes schräg in der Landschaft steht.
Die ist auch in Büren nicht anders. Insbesondere wird immer wieder den künstlichen Dingen
nachgeeifert (und die Arteplages sind ja – wie ihr Name schon sagt – etwas Künstliches).
Auch in Büren soll versucht werden, mit der Spritze und Pillen (also mit künstlichen Mitteln)
für etwas Begeisterung herbeizuführen. Die Frage ist nur, ob diese Medizin auch ihre Wirkung
hat. Der Schlauch führt nämlich zum Schriftzug „Nöijohr“. Daraus lässt sich ableiten, dass
Büren besser daran tun würde, statt die künstlichen Dinge, die echten, hier vorhandenen
zu pflegen oder mit anderen Worten: die bestehenden Werte mit taten zu unterstützen, satt
bloss zu arte-plagieren. So z.B. das Büre-Nöijohr, das zwar bekanntlich auch wie ein Virus
ist, aber eben eines, das in der Zeit eingebettet ist. Der entsprechende Hinweis findet sich
im Schriftzug „Nöijohr“, der auf der Aare schwimmt, respektive mit der Zeit läuft, wie dies
das Aarewasser tut. Die beiden Figuren haben ihre Füsse im Wasser, offenbar fischen sie im
Trüben oder haben bereits kalte Füsse. Wie auch immer: wir haben es in den Händen, mit
einem gepflegten Büre-Nöijohr 2002 unsere in Büren heimischen und natürlichen Bräuche
zu pflegen und zu feiern. Auch das Büre-Nöijohr ist so gesehen eine Art Expo – und erst noch
eine, die bald zum 500. Mal stattfindet.